Immo-Entwickler Ludwig Obwieser sieht den Plafond bei Preisen bald erreicht. Kritik an geringer Baudichte und Vermischung von geförderten und frei finanzierten Wohnbauten.
Tiroler Tageszeitung, 06.11.2021 – von Nina Werlberger
Pill – Billiger werden Immobilien in Tirol nicht mehr werden, aber bei den Preisen wird die Decke bald erreicht sein. Davon ist Ludwig Obwieser überzeugt. Der Gründer von Eglo Leuchten in Pill ist seit einigen Jahren auch als Immobilien-Entwickler in Tirol und Wien tätig. „Eine Rückwärtsentwicklung bei den Preisen wird es nicht mehr geben. Aber wir sind schon ziemlich am Plafond. Es wird einen Knick geben“, sagte Obwieser im Gespräch mit der TT. Eine Blase, die kurz vor dem Platzen steht, sieht er zwar nicht, allerdings stehe ein Bereinigungsprozess bevor. „Die Dynamik findet ein Ende. Bäume wachsen nicht in den Himmel“, so Obwieser. Dass die Baukosten aktuell in nie gekannte Höhen klettern – das liegt in Obwiesers Augen an einer „künstlichen Verknappung“ mit dem Ziel, die Preise zu treiben.
Derzeit seien sehr viele Immobilienentwickler am Markt tätig und teilen sich einen Kuchen, der nicht größer werde. Mit Blick auf die Immobilienpreise geht Obwieser davon aus, dass diese bald nicht mehr eklatant steigen, sondern eine Seitwärtsbewegung mit leichter Tendenz nach oben machen werden. Das würde bedeuten, dass sich die Preise fürs Wohnen in Tirol auf hohem Niveau einpendeln könnten. Wie kann dann leistbares Wohnen in Tirol überhaupt noch aussehen? „Entscheidend ist die Baudichte“, betont Ludwig Obwieser. Hier sieht er aus Sicht des freien Bauträgers ein großes Problem. Die von den Gemeinden teilweise vorgegebene geringere Baudichte führe dazu, dass der Grundstückspreis auf eine geringere Wohnnutzfläche umgelegt werden muss. Dadurch würden die Wohnungspreise nach oben klettern. Für die Preise mache es nämlich einen großen Unterschied, ob man ein Gebäude mit zwei Stockwerken oder mit vier Geschoßen planen könne. „Wenn wir eine höhere Baudichte hätten, könnten wir billiger bauen“, sagt Obwieser.
Ein weiteres Problem sei die Vermischung von frei finanzierten und wohnbaugeförderten Wohnungen innerhalb eines Projektes. „Es ist völlig richtig, dass man günstiges Wohnen schafft“, betont er. Aber das Verquicken führe dazu, dass innerhalb einer Wohnanlage querfinanziert werden müsse. Dieser Mix treibe die Preise für die frei verkäuflichen Domizile stark in die Höhe, während ein Investor bei den geförderten Wohnungen im selben Gebäude draufzahle. Eglo Immobilien investieren in Wohnbauten in Tirol und Wien sowie in Gewerbegebäude. Heuer erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 70 Mio. Euro. In den kommenden drei Jahren sind jeweils 100 Mio. Euro Umsatzvolumen angepeilt. Eglo Immobilien beschäftigen inklusive mehrerer Tochterunternehmen rund 120 Mitarbeiter. In Tirol sind aktuell rund 400 Wohnungen in Bau, in Wien und Niederösterreich sind es 150 Einheiten.